DER FCG
Mit Raubein Alfred & Haudegen Otto

Trainer Raubein Alfred - wie es zum Rentner-Trainer kam

Raubein Alfred drehte seine abendliche Runde und lief eher zufällig dem neuen Abteilungsleiters des FCG Schorsch über den Weg. Klar, dass das erste Gespräch der beiden die ungeklärte Trainerfrage war. Immerhin seit Wochen das Dorfgespräch in Glaubschdued.

„Ich habe dir gesagt, dass wir zwei die Einzigen sind, die an den Aufstieg glauben“, deutete Raubein Alfred mit ruhiger Stimme an. Damit war ziemlich schnell klar, in welche Richtung das Gespräch führte. Im weiteren Verlauf brachte sich Raubein Alfred selbst ins Gespräch und bekundete Interesse am, nach seinen Worten, „populärsten Job in Glaubschdued“.

„Na ja, wir können mal in Ruhe darüber reden“, meinte Schorsch und lächelte ihn an. Bei dieser Antwort wirkte er etwas verlegen. Wobei diese weniger ernst gemeint war. Zwar ist Raubein Alfred zu seiner aktiven Zeit aus der C-Klasse in die B-Klasse aufgestiegen, aber er als Trainer des FCG?

Schorsch war sich nicht sicher, ob das gut gehen könnte. Ein Rentner als Trainer?

Vielleicht lag es daran, dass Schorsch über den Sieg seines Lieblingsvereins in der Ersten Liga glücklich war und daher etwas leichtfertig einem intensiven Gespräch zusagte, vielleicht aber auch weil Raubein Alfred einfach mit seiner Autorität überzeugte und vielleicht auch, weil Schorsch seit einiger Zeit verzweifelt einen Trainer suchte und einfach keinen passenden fand. Möglicherweise war es aber auch die Tatsache, dass Raubein Alfred in diesem Gespräch anbot, als Trainer seinen Enkel Frank zurück zum FCG zu lotsen.

Frank war 21 Jahre alt und studierte bisher im Ausland. Da sein Studium nun beendet war bzw. kurz vor dem Abschluss stand, entschied er sich, wieder in die Heimat zurückzukehren und dort auf Jobsuche zu gehen. Da er ein nicht zu verachtendes fußballerisches Talent besaß, hatte diese Nachricht viele Vereine auf den Plan gerufen. Fast jeder Verein im Umkreis des FCG wollte ihn haben.

Auch Franks Vater Karl-Friedrich versuchte es, um die Lachhausaner noch stärker zu machen. Viele fragten sich, ob der Unternehmer des Erzfeinds-Vereins aus Lachhausa tatsächlich sein Vater sein konnte, schließlich war dieser damals weder filigran am Ball, noch konnte er mit Kampf und Leidenschaft überzeugen.

Aus der Sicht vieler war Karl-Friedrich früher ein typischer „Reservebank-Warmhalter“. Frank kommt eigentlich aus dem Mittelfeld heraus, hat aber im Jugendbereich trotzdem mit Abstand die meisten Tore geschossen. Das machte Frank so interessant für Schorsch, denn einen Stürmer, den benötigte er schließlich noch.

Nach einigen Sekunden des Überlegens war für Schorsch klar: dies wäre der große Coup, den er mit seinen begrenzten finanziellen Möglichkeiten tätigen konnte. Schorsch war sich dessen bewusst und wollte auf keinen Fall bei Frank den Kürzeren ziehen. Das wäre schließlich der Super-Gau zu Beginn seines Antritts. Könnte er ihn aber verpflichten, wäre es ein erster Achtungserfolg, der Hoffnung für die kommende Saison machen würde.

Was soll man sagen: der neue Trainer des FCG hieß Raubein Alfred.